Pflanzenkohle gleich Klimaschutz (?)

 

Holzkohle, die beispielsweise beim Grillen als Brennstoff verwendet wird, ist eigentlich jedem bekannt, Pflanzenkohle jedoch nicht unbedingt. Was wir wissen: Pflanzen nehmen Kohlenstoffdioxide aus der Atmosphäre auf und wandeln diese mithilfe von Photosynthese in Sauerstoff und Kohlenhydrate um. Das gespeicherte CO2 wird beim Verbrennen oder Verrotten wieder freigesetzt und ist damit ein Problem für unser Klima. Was genau Pflanzenkohle ist, wie sie produziert wird und wie sie den Klimaschutz unterstützen kann, zeigen wir in unserem Blogbeitrag.

Wie wird Pflanzenkohle hergestellt?

Quelle: Dexter Fernandes von Unsplash

Die Pflanzenkohle, auch Biokohle genannt, wird aus dem englischen „Biochar“ abgeleitet, was als allgemeiner Begriff für Kohlen, die aus Biomasse hergestellt werden, dient. Als Biomasse gilt z.B. Holzhackschnitzel, Strohpellets, Grünschnitt oder andere Bioreste. Diese Masse wird bei Temperaturen zwischen 600° und 800° Grad unter Luftabschluss verkohlt. Dabei wird Wasser von den organischen Stoffen abgespalten, wodurch Gase, Wärme und ein kohlenstoffreiches Produkt, die Pflanzenkohle, entsteht. Die Herstellung der Pflanzenkohle erfolgt also durch die Pyrolyse von pflanzlichen Ausgangsstoffen.

Wo kommt Pflanzenkohle zum Einsatz?

Eine Eigenschaft der Pflanzenkohle ist die poröse Oberfläche, wodurch sie wie ein Schwamm Nährstoffe und Wasser sehr gut speichern sowie Schadstoffe binden kann. Sie ist vielseitig einsetzbar. Deshalb wird die Pflanzenkohle in vielen Ländern wie der Schweiz, Österreich oder Schweden bereits vielseitig verwendet:

  • In der Landwirtschaft sorgt angereicherte Pflanzenkohle für eine gesunde und lockere Bodenkultur. Sie gibt bei Bedarf Wasser und Nährstoffe an Pflanzen weiter. Auch als Streueinsatz oder Futterzusatzmittel wird sie eingesetzt.

  • Pflanzenkohle kann zusammen mit geeigneten Bindemitteln als nachhaltiger Ersatz für erdölbasierte Kunststoffe dienen

  • In der Industrie wird die Pflanzenkohle als Baustoffadditiv oder Füllstoff genutzt.

  • Die Pflanzenkohle wird als Absorptionsmittel in Form von Aktivkohle zur Wasser-, Gas- und Luftreinigung verwendet.

Das sind nur einige Beispiele, wie Pflanzenkohle eingesetzt wird. Feststeht, dass Pflanzenkohle klimaschädliche Gase bindet und sie der Atmosphäre entzieht.

Wie trägt Pflanzenkohle zum Klimaschutz bei?

Zur Erreichung des 1,5 Grad Ziels reicht es nicht mehr aus, Treibhausgasemissionen zu reduzieren. Sie müssen auch langfristig gespeichert werden. Hier kommt Pflanzenkohle zum Einsatz. Denn in rund einer Tonne Pflanzenkohle können knapp zwei Tonnen CO2 gespeichert werden. Das variiert natürlich je nach Biomasse und Verfahren.

Pflanzenkohle kann aber noch mehr: Denn bei der Herstellung der Pflanzenkohle entsteht eine große Menge an erneuerbarer Energie z.B. in Form von überschüssiger Wärme. Diese Abwärme kann in Nahwärmenetze von Gemeinden eingespeist werden, um damit Wohnräume nachhaltig zu beheizen.

Besuch der Pyrolyseanlage im Neckar-Odenwald-Kreis

Anfang März war die KlimaschutzAgentur zu Besuch bei der Abfallwirtschaftsgesellschaft des Neckar-Odenwald-Kreises. Seit 2017 wird die Pyrolyseanlage betrieben. Die Leistung des Moduls beträgt 150 kW und stellt jährlich mit etwa 700 Tonnen Hackschnitzel ca. 200 bis 300 Tonnen hochwertige Pflanzenkohle her. Das Hackschnitzel besteht aus Restholz der umliegenden Wälder und wird durch die Lage des Standortes mithilfe des Windes sowie regelmäßigem Umschichten getrocknet. Die Pflanzenkohle mit dem Qualitätssiegel „European Biochar Certification“ (kurz EBC genannt) wird direkt oder veredelt als hochwertiges Bodensubstrat verkauft. Die überschüssige Wärme, die bei dem Pyrolysevorgang entsteht, wird zum Teil für den eigene Prozesswärme genutzt.